Hertz, Anne by Roman (German Edition)

Hertz, Anne by Roman (German Edition)

Autor:Roman (German Edition)
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-02-20T08:56:32+00:00


12. Kapitel

Kallatsch!

Ich schubse Martin von mir weg und verpasse ihm eine derart heftige Ohrfeige, dass es regelrecht scheppert. Verdutzt steht er vor mir und reibt sich die Wange.

»Sag mal, hast du sie noch alle?«, blöke ich ihn an. »Wie kommst du dazu, dich in mein Zimmer zu schleichen und einfach so über mich herzufallen? Du tickst ja wohl nicht mehr ganz richtig!« Martin sagt noch immer nichts und hält sich weiterhin nur mit schmerzverzerrter Miene seine Hand an die Wange. Geschieht ihm recht, dem Deppen, was denkt der sich auch bei so einem Überfall?

»Was sollte das gerade?«

»Stella, tut mir leid«, findet er schließlich seine Sprache wieder. »Ich dachte … also, ich dachte …« Er verstummt.

»Du dachtest was?«, hake ich nach.

»Na ja«, er wirkt verlegen, »ich dachte, wir verstehen uns mittlerweile doch ganz gut, und da wollte ich …«

»Du dachtest«, schneide ich ihm das Wort ab, »weil wir uns mittlerweile ganz gut verstehen, hüpfe ich gleich mit dir ins Bett?« Ich starre ihn entgeistert an. Mein lieber Herr Kollege hat sie wirklich nicht mehr alle!

»Nein, das natürlich nicht«, erwidert er schnell. »Es ist nur so, dass ich dich wirklich gern mag. Mehr als das sogar, ich fühle mich irgendwie sehr zu dir hingezogen … Du bist einfach eine richtig tolle Frau, Stella, jemanden wie dich trifft man nicht so oft, und da hatte ich gehofft …« Wieder erstirbt seine Stimme.

»Tja, falsch gehofft«, gebe ich schnippisch zurück. Obwohl ich mich zu meiner eigenen Überraschung auch freue über das, was Martin gerade gesagt hat. Hört man ja immer gerne, dass sich jemand zu einem hingezogen fühlt und dass man eine tolle Frau ist. Allerdings heißt das nicht, dass man auch auf tätliche Angriffe stehen muss.

»Es tut mir echt leid, Stella«, sagt Martin wieder. »Da habe ich die Situation scheinbar völlig falsch eingeschätzt.«

»Das hast du«, stimme ich ihm zu. Erstaunlich: Der große, strahlende Martin Stichler kann richtig niedlich aussehen, wenn er mit waidwundem Blick um Verzeihung bittet. »Außerdem«, stelle ich scherzhaft fest, »sind wir hier in einer Jugendherberge, da sind Jungsbesuche auf den Mädchenzimmern nicht gestattet.«

»Wo steht das?« Nun lächelt er mich an, allerdings nur ganz zaghaft und vorsichtig, so als würde er damit rechnen, dass ich ihm im nächsten Moment gleich wieder eine scheppere.

»In der Hausordnung«, kläre ich ihn auf. »Hängt direkt neben dem Eingang.« Martin setzt eine gespielt bestürzte Miene auf.

»Um Himmels willen!«, ruft er aus. »Fräulein Wundermann, das wusste ich nicht! Wenn das so ist, werde ich Ihr Zimmer selbstverständlich auf der Stelle verlassen!«

»Ich bitte darum, entferne Er sich!«, entgegne ich und kämpfe gegen ein Lachen an. Schon seltsam, eben habe ich ihm noch eine geknallt, jetzt muss ich mich über ihn schon amüsieren. Ist schon eine ganz besondere Nummer, unser Herr Strammberg!

Martin macht Anstalten, sich rückwärts und in gebückter Haltung, einen Diener andeutend, aus meinem Zimmer zu verdrücken. »Ich wünsche Ihnen dann noch eine angenehme Nachtruhe, Fräulein Wundermann.«

»Die wünsche ich Ihnen auch, Herr Stichler.« Martin macht rückwärts ein paar Schritte durch die Tür hinaus in den Flur. Dann verneigt er sich noch einmal.



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